SPD OV Großwallstadt möchte alle Brunnenalternativen prüfen – Klage verfrüht

15. Oktober 2017

Bei einem Treffen der Gemeinderäte mit Mitgliedern des SPD-Ortsvereins Großwallstadt wurden die öffentliche Gemeinderatssitzung vom vorangegangenen Dienstag und weitere anstehende Aufgaben besprochen.

Der Ortsverein begrüßt ausdrücklich, dass die Gemeinde nun endlich alle alternativen Brunnenstandorte prüfen wolle. »Wasser ist für Großwallstadt nicht nur Lebenselixier, sondern auch ein entscheidender Wirtschaftsfaktor.«, so Jörg Pischinger, stellvertretender Ortsvereinsvorsitzender.

Anderswo mag es richtig sein, sich bei der Erkundung von neuen Trinkwasserquellen auf möglichst wenige Bohrungen zu fokussieren, um anfangs möglichst wenig Geld in die Hand zu nehmen. Wegen des Großabnehmers Ciba Vision sei die Situation hier jedoch eine ganz Andere.

Reinhold Hein, Gemeinderat und ehemaliger Lehrer, erklärte die Haltung der Fraktion zum Klageantrag: »Für rechtliche Schritte ist es aus unserer Sicht zu früh. Der Antrag der Gemeinde zum Probebetrieb ist vom Landratsamt noch nicht mal offiziell abgelehnt worden. « Zudem müsse man die gefundenen Kohlenwasserstoffe aufgrund ihrer gefährlichen Wirkung auf den Menschen sehr ernst nehmen. Die Sorgen des Gesundheitsamts seien ja nicht aus der Luft gegriffen.

Gemeinderat Norbert Herdt erinnerte daran, dass das Wasser aus Brunnen V und VI auch im Regelbetrieb entnommen und mit Brunnen IV vermischt werden müsse. Es gehe daher nicht nur um eine Ersatzversorgung. Der Wasserbedarf Großwallstadts werde vor allem durch die ansässige Industrie in Zukunft weiter deutlich steigen. Daher führe auch kein Weg daran vorbei, weitere Standorte zu erkunden.

Weitere Themen der Sitzung waren sowohl die vergangenen Bundestagswahlen, die weitere Ortsentwicklung und auch anstehende Veranstaltungen. Am 04.11. werden die Delegierten der Kreis-SPD in der Volkshalle zu Gast sein. Bei der Stimmkreiskonferenz zur Aufstellung der Bezirks- und Landtagskandidaten tritt der hier wohnhafte Jörg Pischinger an, um als Direktkandidat künftig die Stimme für den Kreis Miltenberg im Münchner Landtag zu sein. Für die Zukunft wolle man sich dem wichtigen Thema Pflege in Großwallstadt stärker annehmen und diskutieren wie die aktuelle Pflegesituation im Ort verbessert und unter dem Gesichtspunkt des demografischen Wandels zukunftssicher gemacht werden kann.

Auszug Berichterstattung Main-Echo: Laut Susanne Seidel, Pressesprecherin des Landratsamts, muss die beantragte Grundwasserentnahme abgelehnt werden. »Die Ursache des Schadstoffeintrags, die Eintragungsstelle, die räumliche Ausdehnung sowie das Ausmaß des Schadens sind nicht bekannt«, sagt sie am Mittwoch auf Nachfrage unseres Medienhauses. Die gefundenen Kohlenwasserstoffe seien äußerst problematisch und hätten zum Teil »krebserregende, erbgutverändernde oder fortpflanzungsgefährdende Eigenschaften.« Eine Aufbereitung stelle kein Allheilmittel für alle Grundwasserbelastungen und vor allem keinen Ersatz für ein Wasserschutzgebiet dar, das für Brunnen 5 und 6 nicht ausgewiesen würde.

Weiteres zum Hintergrund:

Aufgrund der ablehnenden Haltung des Gesundheitsamts zu den Brunnen V und VI kann hier frühestens nach einer gewonnen Klage gegen den Landkreis überhaupt mit der Trinkwasserförderung begonnen werden.

Dabei ist unklar, ob die beschlossene Klage Erfolg hat und noch wichtiger: Bis wann das Verfahren überhaupt abgeschlossen wäre! Die anwaltliche Vertretung der Gemeinde geht von bis zu drei Jahren aus. Solange stehen die Brunnen weiter still.

Dazu kommt, selbst mit erfolgreicher Klage und Zulassung einer teuren Wasseraufbereitung für Brunnen V und VI wird die Versorgung künftig wahrscheinlich nicht ausreichen. Ciba Vision / Alcon geht heute von einem deutlich höheren Verbrauch aus, als bisher eingeplant und es mehren sich die Anzeichen, dass die Förderleistung der bestehenden Brunnen durch den fortschreitenden Klimawandel eher nachlässt (Letzteres kann natürlich niemand beziffern).

Bildquelle: Klaus Ohlenschläger - http://www.blog.ohlenschlaeger.info

Teilen